Sicher versucht Apple hier für sich das Beste aus der Sache zu machen - welches Unternehmen würde das nicht? Aber da gibt es schon mehr Aspekte als reine "Bockigkeit": Anders als z.B. Microsoft hat Apple mit iOS (und mittlerweile iPadOS) eine "marktbeherrschende Position", nicht aber auf dem Desktop mit macOS. Nicht Apple, sondern die EU hat den DMA so angelegt, dass nicht Anbieter generell, sondern Plattformen reguliert werden. Apple hat schon einmal erlebt, dass eine Plattform wegen übergreifender Funktionen zusätzlich unter den DMA gepackt wurde - nämlich iPadOS. Und zwar, nachdem iPadOS zunächst drin sein sollte und dann aufgrund der Beschwerde Apples zum Start ausgenommen wurde. Sehr zuverlässig und vertrauenswürdig, diese Auslegungen der Regulierer....
Kommt jetzt hinzu: Die Apple Intelligence Funktionen laufen auf allen Mx Macs, also alle Macs der letzten ca. 4 Jahre. Aber nur auf iPhone 15 Pro und höher sowie einige jüngere iPads. Wäre es nur macOS, wäre es auf den ersten Blick unkritisch - sie greifen aber auf plattformübergreifende Daten zu. Wer wäre in der Situation nicht auch vorsichtig, ob damit nicht auch der Mac unter den DMA fallen könnte. Klare Aussagen dazu gibt es von der EU nicht. Und zusätzlich fordert der DMA, dass andere Marktteilnehmer "diskriminierungsfreien Zugang" zu den Funktionen der regulierten OS erhalten und Anbieter sich selbst keine Vorteile verschaffen dürfen gegenüber der Konkurrenz ... soll das dann bedeuten, dass Epic und Spotify auch Zugriff auf die LLMs von Apple samt den Userdaten erhalten soll? Weiß keiner. Klar ist doch: Damit die KI-Funktionen "funktionieren", müssen sie auf die Nutzerdaten und das Nutzerverhalten zugreifen können. Apples Vorteil ist, vom Mac über iPad, iPhone, Watch und potenziell sogar Apple TV und Health-Daten von AirPods und Co. alles abzudecken. Aber genau daraus macht der DMA ein Problem, denn jegliche Nutzung ist entweder eine eigene Bevorteilung oder nach dem DMA auch den Wettbewerbern zu ermöglichen (auf den regulierten Plattformen). (Übrigens sind auch die anderen jetzt nicht für die EU vorgesehenen Funktionen solche plattformübergreifenden Features.)
Also wie soll Apple vorgehen? Vor kurzem gab es von einigen einen großen Aufschrei, Apple würde die Userdaten an OpenAI weiterspielen mit den neuen Updates. Jetzt sagt Apple, dass in der EU vorerst keine Apple Intelligence Funktionen kommen, weil nicht klar ist, ob damit die Daten freigegeben werden müssen und abfließen können - und wieder großer Aufschrei. Microsoft, Meta, Google und Co sind weniger betroffen, weil deren Integration nicht so umfassend ist.
Hinzu kommt, dass die EU leider kein Klartext redet: Heute hat Brüssel mitgeteilt, dass Apple gegen den DMA verstößt - und ich hätte gedacht, dass da mindestens eindeutig die CTF (Core Technology Fee) als illegal bewertet wird. Aber das wird wieder nicht klar gesagt, sondern nur, dass Höhe und Umsetzung der Gebühren nicht dem DMA-Gedanken entsprechen. So kann man imho keine Regulierung machen: Sagt den Unternehmen gleich, wo die Grenze ist, und erwartet nicht, dass sie von sich aus austesten, was gerade noch durch geht. (Ganz abgesehen von den drohenden Strafen, die sich am weltweiten Konzernumsatz orientieren, nicht am EU-weiten: warum sollte da ein Unternehmen mit US-Aktionären irgendwas in der EU riskieren?).